STCC-Fanpage

Ronnie Peterson

 

Ronnie Peterson gehört ohne Zweifel zu den bekanntesten und erfolgreichsten schwedischen Rennfahrern aller Zeiten. Ich erspare mir hier allerdings seine Statistiken der Formel 1 und Formel 3 nochmals aufzurollen, die in den Anlagen eh am besten und total lückenlos aufgeführt werden. Ich möchte vielmehr beschreiben, wie er den Weg in die Formel 1 gefunden hat, wer ihn in all den Jahren begleitete und was ihn zu einem der charismatischsten Rennfahrer in der Formel 1 machte.


Ronnie Peterson

*14.02.1944
in Örebro

†11.09.1978
in Mailand

Vizeweltmeister 1971 und 1978

 

 

Ronnie wurde am 14. Februar 1944 in Örebro als erstes Kind der Familie Peterson geboren. 

Sein Vater Bengt Ronnie begann 1944 kleinere Eis- und Dirt-Rennen auf Motorrädern zu fahren, welches heute unter dem Begriff Speedway bekannt ist. In dieser Zeit lernte er eine Menge Leute kennen, die sich ihre eigenen Rennautos bauten und damit gegeneinander antraten. Unter ihnen gehört auch Sven Andersson, mit dem Bengt ein besonders freundschaftliches Verhältnis hegte. Die beiden schraubten leidenschaftlich an ihren eigenen Autos und nahmen Ronnie schon mit 3 Jahren zu den ersten Rennen mit.

 

   

Um das Jahr 1951 verkaufte Bengt sein Auto und suchte Abstand vom Motorsport. Ronnie wurde in diesem Jahr eingeschult und baute zusammen mit seinem jüngeren Bruder Tommy und mit Papas Hilfe eine Seifenkiste, mit der die Peterson Brüder Örebro unsicher machten.

In Bengt kam dann doch wieder die Leidenschaft an selbstgebauten Autos hoch, so dass er für Ronnie ein Go-Kart ähnliches Gefährt baute, was optisch allerdings eher einen Traktor glich und auch so liebevoll von den Petersons genannt wurde. Das kleine Auto brachte immerhin 14km/h und wurde zu Ronnies ganzem Stolz.

In der Schule mussten die Lehrer aber schnell erkennen, dass Lernen nicht gerade zu Ronnies Stärken zählte. Er brachte stets irgendwelche Teile oder Modellautos mit in die Schule, an denen er während des Unterrichts schraubte. Selbst abseits des Unterrichts veränderte Ronnie die Schule maßgeblich. Im benachbarten Waldfleckchen legte er eine Fahrrad-Cross-Strecke und auf dem Schulhof eine High-Speed-Fahrradstrecke an, um sein Idol „Varg-Olle“ Nygren nachzueifern.

In seiner Kindheit besuchte er auch zusammen mit Bengt und Sven Andersson zahlreiche Eisrennen, die ihn wohl nur im Willen, später Rennen zu fahren, bekräftigten. Im Alter von 12 Jahren bekam sein heißgeliebter Traktor einen neuen Motor, der dann eine Höchstgeschwindigkeit von 40Km/h erreichte. Er durfte im Rahmen eines Rennens im Adolfsberg Motorstadium schließlich ein paar Runden drehen. Weil vor dem Rennen sich bereits tausend Leute ansammelten, gab Ronnie alles und übersah dabei, dass sein Tank leckte und die Strecke verschmutzte. Er musste dann von der Strecke genommen werden. Einigen Gerüchten zu Folge, bekam man ihn auch nur so zum stehen, vermutlich wäre er für immer gefahren.

Die Schule beendete Ronnie mit 15 Jahren und fing danach in einer Renaultwerkstatt als Mechaniker an. 1961 eröffnete in der Nähe seines Wohnortes eine GoKart Rennstrecke ihre Pforten und konnte Ronnie fortan als Stammgast bezeichnen. Sein Vater Bengt konstruierte zusammen mit seinen Pistenkumpel Sven Andersson sein erstes GoKart, mit dem er an sämtlichen nationalen und internationalen Veranstaltungen teilnahm. 1966 nahm Ronnie schließlich an seiner ersten schwedischen Formel 3 Saison teil. Bengt und Sven bauten ihm dafür ein Brabham-Chassis nach, was sie vor der Saison allerdings auch in Original von Kurt Ahrens kauften. Zum ersten Rennen in Karlskoga hatte Ronnie allerdings einen schweren Unfall mit diesem Auto, wo er ungebremst in ein Waldstück abkam. Er kam allerdings unverletzt davon und gab an, dass er noch viel zu wenige Erfahrungen mit diesem Auto habe.

Ab 1968 nahm Ronnie bei vielen nationalen und internationalen "Formel-3"-Veranstaltungen teil, die ihn immer mehr den Weg für die Formel 1 ebneten. 

 

Abseits der Rennstrecke lernte Ronnie 1969 Barbro Edwardsson, die Tochter eines Kunsthändlers, in der Diskothek „Prisma“ in Örebro kennen. Barbro arbeitete kurz zuvor als Sekretärin und flog im Herbst für ein Jahr nach New York, um als Au Pair zu arbeiten. Doch dies tat der Liebe keinen Abbruch. Als sie wiederkam zogen Ronnie und Barbro nach England um in der Nähe des "Formel 1"-Teams von March zu wohnen, für das Ronnie 1971 antreten durfte. Nachdem er im Vorjahr bereits mehre Male an Rennen der Formel 1 teilnehmen durfte und die Fachleute zum Staunen brachte, als er z.b. seinen unterlegenen und privat eingesetzten March nachdem Monaco-Rennen auf den 7. Platz stellte. Es folgte 1971 eine Glanzsaison in der Ronnie Vizemeister wurde und mehrere Male auf das Podium fuhr und sich für stärkere Teams empfehlen konnte. 

 

  

Zwischen 1973 und 1976 fuhr Ronnie für Lotus, in dessen Debütsaison er jedoch von Emmerson Fitipaldi dominiert wurde, der im Vorjahr mit diesem Team Weltmeister geworden war.

In 1975 heiratete Ronnie Barbro, die ihn bei jedem Rennen begleitete und mit dem Wechsel zu Lotus eine Stelle als Zeitnehmerin beim selbigen Team beziehen konnte. Im selben Jahr wurde auch Tochter Nina-Luise geboren, die nach der Witwe von Jochen Rindt benannt wurde. Die beiden bezogen daraufhin auch eine Wohnung in Monaco. Die Beziehung zwischen Ronnie und Barbro soll extrem eng gewesen sein. Barbro entschied sich nach der Geburt ihrer Tochter zu Hause zu bleiben und ihren Job aufzugeben.

 

1977 wechselte Peterson zu Tyrell, dessen futuristisches Auto mit zwei Vorderachsen heute noch bei Vielen Fans in den Köpfen geblieben ist. Allerdings war das Auto in dieser Saison unterlegen und konnte nur mit einem überraschenden Sieg in Italien triumphieren. Ronnies Leistungen wurden immer bescheidener und weil allmählich Sponsoren schwanden, willigte er für die Saison 1978 ein, bei Lotus zu fahren, mit der Bedingung, dass er seinen Teamkollegen Mario Andretti keine Punkte klauen dürfe. Die beiden Lotus waren in dieser Saison eine Klasse für sich, weil sie mit den Lotus 79 – als erstem „Ground-Effect-Car“ einen unaufholbaren technischen Vorsprung hatten.

In Monza kam es schließlich zur Katastrophe. Ronnie geriet kurz nach dem Start in eine Massenkarambolage, die er schwerverletzt überleben konnte. Er wurde von James Hunt aus seinem brennenden Wrack gezogen und nach langer Zeit ins Medical Center von Monza gebracht. Die Zustände an jenem Sonntag waren wie auf einem Kriegsfeld, die Streckenposten wagten sich nicht an die brennenden Wracks und hinter den Kulissen herrschte Chaos, wobei unter anderem dem Rennarzt Sid Watkins der Zutritt auf die Strecke verweigert wurde. Ronnie wurde nach endlosen Minuten in die Mediyinische Abteilung gebracht, wo er für einen Helikopterflug nach Mailand vorbereitet wurde. Im Medical Center kam es zu einigen abartigen Zusammenstößen mit der italienischen Mentalität. Viele Leute versuchten an Ronnie ranzukommen und ihn um Atuogramme zu bitten oder ihn einfach zu berühren. Ein Paparrazzi war so aufdringlich, dass Professor Sid ihn von Ronnie wegtrat, der wiederrum den Doktor versuchte zurückzutreten. Inzwischen trafen weitere Ärzte von den Teams am Medical Center ein und warteten gemeinsam auf dem Helikopter, der ihn ins Ospedale Maggiore in Niguarda brachte. Dort angelangt wurde er medizinisch versorgt. Am Sonntag-Abend gab man im Krankenhaus eine Pressekonferenz, wo man Ronnies Zustand als stabil betrachtete und man ihn in 2-3 Monaten wieder genesen sah. Die Ärzte sprachen indes mit Ronnies Manager Staffan Svendby über die Schwere der Verletzungen, allerdings nicht im Detail. Sie unterbreiteten ihn auch drei Möglichkeiten (Ronnie in ein anderes Krankenhaus zu verlegen, auf eine OP zu warten, damit aber eine Amputation zu riskieren oder ihn sofort zu operieren und sich der Gefahr einer Embolie auszusetzen). Staffan telefonierte mit einem Chirurg der auf Knochenbrüche in den Beinen spezialisiert ist und auch an der OP teilnehmen wollte, woraufhin sich der Manager für eine sofortige OP entschied. Professor Sid Watkins nahm ebenfalls an der OP teil und zählte 27 Knochenbrüche auf dem Röntgenbild.

Nach der Operation verschlechterte sich Ronnies Zustand zusehens. Er bekam Atemprobleme und wurde später von einer Atemmaschine versorgt. Ein weiteres Röntgenbild hat gezeigt, dass sich in den Lungen eine Embolie gebildet hatte, als Fett aus dem Knochenmark in seinen Brutkreislauf gelangte. Fortan konnte man an Ronnie nur irreversible Schäden am Hirn feststellen, bis man ihn schließlich um 9:11 Uhr am 11. September 1978 für tot erklärte.

Barbro traf erst später in Mailand ein und entschied sich gleich nach Schweden weiterzureisen und Ronnies Familie aufzusuchen.  

 

  

Am Freitag den 15. September wurde Ronnie dann in Örebro, vor 5.000 bis 6.000 Menschen beerdigt. Es war die halbe Motorsportwelt in die kleine schwedische Stadt gereist, um Abschied von einem der cahrismatischsten Fahrer zu nehmen.

Nach einigen Jahren begann Barbro eine Beziehung mit John Watson, der allerdings die Lücke, die Ronnie hinterlassen hat, nicht füllen konnte. Sie spürrte immer eine Leere und fühlte sich oft hoffnungslos allein. Am 19. Dezember 1987 wurde sie tot in der Badewanne eines Londoner Hotels gefunden, nachdem sie eine Menge Alkohol und Beruhigungsmittel zu sich nahm. Sie starb mit 40 Jahren und wurde neben Ronnie in Örebro beerdigt.

Die kleine 12 jährige Nina wurde  nach dem Tod ihrer Mutter von John Watson nach Schweden gebracht, wo sie erstmal bei ihren Großeltern unterkam. Schnell wurde sie in der Familie von Tommy Peterson aufgenommen, der einen Sohn im gleichen Alter hatte und zu dem sie einen guten Kontakt hegte. Heute wohnt Nina in der Nähe von Katrineholm und hat seit 2003 einen kleinen Sohn, der mit zweiten Vornamen Ronnie heißt ….  


Fotos:
Profil (autosport.net) eine unterschriebene Autogrammkarte
Bild 1 (ronniepeterson.se) zeigt Ronnie mit 7 auf seiner Seifenkiste
Bild 2 (ronniepeerson.se) Ronnie, Tommy und der "Traktor"
Bild 3 (ronniepeterson.se) auf der GoKartbahn
Bild 4 (ronniepeterson.se) Ronnie beim Lauf der schwed. Formel 3
Bild 5 (ronniepeterson.se) Ronnie und Barbro in Long Beach 1970 - mein Lieblingsbild
Bild 6 (ronniepeterson.se) die Überraschung: Platz 7 mit einem unterlegenen March in Monaco
Bild 7 (ronniepeterson.se) Barbro, Ronnie und Tochter Nina-Luise
Bild 8 (ronniepeterson.se) Ronnie im 6-rädrigen Tyrell
Bild 9 (ronniepeterson.se) John Watson, Emerson Fitipaldi, James Hunt, Niki Lauda, Jody Schekter und Åke Strandberg tragen den Sarg, gefolgt von Gunnar Nilsson (wenig später an seinen Krebsleiden erlegen), Tommy Peterson und Barbro

Links:

ronniepeterson.se/


Es ist im Grunde der einzige Link, den ich hier posten kann. Keine Seite ist so schön aufgebaut, hat so viele Informationen, Ergebnisse und Bilder von Ronnie. Sie war auch meine größte Quelle für diese Seite.



 

Colbitz, September 2010

Diese Webseite wurde kostenlos mit Homepage-Baukasten.de erstellt. Willst du auch eine eigene Webseite?
Gratis anmelden